Menü

Mehrwert für die Wissenschaft

06.12.2023 | ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung

Transdisziplinäre Forschung will einen Beitrag zum Verständnis und zur Förderung gesellschaftlicher Veränderungen leisten. Diese gesellschaftlichen Wirkungen machen die Popularität des Forschungsmodus aus, der unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen und auch nichtwissenschaftliche Akteure einbezieht. Wie aber wirkt der transdisziplinäre Forschungsmodus eigentlich auf die Wissenschaft? Lena Theiler und Oskar Marg vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung sind der Frage nach dem Mehrwert transdisziplinärer Forschung für die Wissenschaft nachgegangen. Ihre Beobachtungen haben sie in einem peer-reviewten Artikel in der Zeitschrift „Research Evaluation“ publiziert.

Für ihren Artikel „Effects of transdisciplinary research on scientific knowledge and reflexivity” haben die beiden ISOE-Forschenden Lena Theiler und Oskar Marg Wissenschaftler*innen aus drei Disziplinen interviewt, die sowohl über Erfahrungen in der disziplinären als auch in der transdisziplinären Forschung verfügen. Von den Wissenschaftler*innen aus den Disziplinen Umweltsoziologie, nachhaltige Chemie und partizipative Gesundheitsforschung wollten Theiler und Marg wissen: Welche wissenschaftlichen Effekte hat der transdisziplinäre (TD) Forschungsmodus? Kommt er der Wissenschaft zugute? Und wenn ja, in welcher Weise? Mit dieser Fragestellung wird eine Lücke in der wissenschaftlichen Literatur adressiert, die sich bislang fast ausschließlich auf die gesellschaftlichen Wirkungen transdisziplinärer Forschung konzentriert.

Gesellschaftliche Wirkungen sind in der TD-Forschung naheliegend und intendiert, denn sie untersucht komplexe, realweltliche Fragestellungen. Angestrebt wird praxisnahes, anwendbares Wissen, das Gesellschaften benötigen, um Prozesse oder Situationen nachhaltiger zu gestalten. Dafür werden das Wissen und die Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen und auch gesellschaftlicher Akteure hinzugezogen und systematisch in den Forschungsprozess integriert. Zu den gesellschaftlichen Wirkungen zählen Veränderungen von Kommunikationsprozessen oder Infrastrukturen, die zum Beispiel in Reallaboren angestoßen werden können.

Forschungsmodus mit gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Wirkungen

Aber wie steht es um die wissenschaftlichen Wirkungen der TD-Forschung? Auf der Grundlage der qualitativen Interviews kamen Theiler und Marg zu dem Ergebnis, dass transdisziplinäre Forschung auch das Potenzial für Veränderungen in der Wissenschaft hat. Wirkungen zeigen sich in drei Bereichen: In ihrer Studie konnten die beiden Wissenschaftler*innen positive Veränderungen im Verständnis wissenschaftlicher Probleme ermitteln, ebenso Verbesserungen in der Qualität wissenschaftlicher Erkenntnisse und darüber hinaus eine erhöhte Reflexivität bei den Befragten gegenüber ihrer wissenschaftlichen Arbeit.

Das Zusammenspiel von gesellschaftlich-politischen und wissenschaftlich-analytischen Forschungs- bzw. Entscheidungsprozessen, wie es für den transdisziplinären Forschungsmodus typisch ist, kann demnach nicht nur anwendbares Wissen für die Praxis hervorbringen, sondern auch neuartige Erkenntnisse für die Wissenschaft. Dass TD-Forschung gleichzeitig den Blick und das Denken der Forschenden in Bezug auf ihre eigene Disziplin und auf das gesamte wissenschaftliche System schärfen kann, ist für Theiler und Marg ein wissenschaftlicher Mehrwert, der die Attraktivität dieses Forschungsmodus für die Wissenschaft unterstreicht.

Publikation

Marg, Oskar/Lena Theiler (2023): Effects of transdisciplinary research on scientific knowledge and reflexivity. Research Evaluation, rvad033
https://academic.oup.com/rev/advance-article/doi/10.1093/reseval/rvad033/7335870


Wissenschaftliche Ansprechpartner*innen:

Lena Theiler
Tel. +49 69 707 6919-56
lena.theiler(at)isoe.de

Dr. Oskar Marg
Tel. +49 69 707 6919-26
oskar.marg(at)isoe.de

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
neugart(at)isoe.de
www.isoe.de