Ernährungswende: Bürger*innen-Dialog überreicht Empfehlungen ans Bundesumweltministerium
Was auf unserem Teller landet, wirkt sich nicht nur auf Wohlbefinden und Gesundheit aus, sondern auch auf das Klima, die Artenvielfalt und das Tierwohl. Ohne eine grundlegende Veränderung des Ernährungs- und Landwirtschaftssystems können die Klimaziele nicht eingehalten und der Verlust der biologischen Vielfalt nicht gestoppt werden. Wie können gesellschaftsfähige politische Maßnahmen aussehen, die eine nachhaltige Ernährung fördern und Mensch und Natur guttun? Dazu hat der Bürger*innen-Dialog Nachhaltige Ernährung 13 Empfehlungen erarbeitet, die heute an Stefan Tidow, den Staatssekretär des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), übergeben wurden. Den Partizipationsprozess beauftragt haben das Umweltbundesamt (UBA) und das BMUV. Die Umsetzung und Begleitung erfolgte durch das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das Institut für Organisationskommunikation (Ifok), NAHhaft e.V. und die Goethe-Universität Frankfurt.
Die wichtigsten Stellschrauben: Gemeinschaftsverpflegung, finanzielle Anreize und Kennzeichnung
In einem 15-monatigen Prozess erarbeiteten rund 60 repräsentativ und zufällig ausgewählte Bürger*innen aus ganz Deutschland politische Empfehlungen, die klimafreundliche und nachhaltige Essgewohnheiten fördern sollen. Aus den anfänglich über 80 Vorschlägen der Bürger*innen entstanden 13 konkrete Maßnahmen. Dabei unterstützten Expert*innen die Bürger*innen. Als Teil einer Erprobungsphase hatten die Teilnehmenden zudem die Möglichkeit, einige der Maßnahmen praktisch auszuprobieren. Da benachteiligte Bevölkerungsgruppen oft von herkömmlichen Beteiligungsformaten nicht erreicht werden und in partizipativen Prozessen unterrepräsentiert sind, fand zusätzlich eine gezielte, aufsuchende Beteiligung statt. Dadurch wurden verschiedene Perspektiven berücksichtigt und praktische Erfahrungswerte in die Entwicklung der Empfehlungen integriert.
Drei Maßnahmen bewerteten die Teilnehmenden als besonders wichtig: die Förderung des Angebots pflanzenbasierter Mahlzeiten in der Gemeinschaftsverpflegung, eine umweltfreundliche Besteuerung und Subventionierung von Lebensmitteln sowie die Einführung eines Umwelt- und Gesundheitslabels für Nahrungsmittel. Für eine unabhängige Perspektive bezog das Projekt auch Expert*innen aus Wissenschaft und Ernährung ein, die die Wirksamkeit und Akzeptanz aller Maßnahmen bewerteten. Ihr Fazit: Insbesondere Preisanpassungen sind ein wirksamer Hebel.
Akzeptanz und politische Orientierung durch Partizipation schaffen
„Um unsere ökologischen Grundlagen zu erhalten, müssen wir unsere Ernährungsgewohnheiten ändern“, betont IÖW-Projektleiterin Lea Kliem. „Der Bürger*innen-Dialog zeigt, dass pflanzenbasierte Alternativen im Supermarkt oft teurer sind und in Kantinen häufig attraktive vegetarische Angebote fehlen. Solche Hürden erschweren Bürger*innen die Umstellung auf eine pflanzenbetonte Ernährung. Die erarbeiteten Empfehlungen des Bürger*innen-Dialogs erhöhen die Akzeptanz gesunder, nachhaltiger Ernährung und bieten der Politik und anderen interessierten Akteuren Impulse für eine zukunftsweisende Umgestaltung des Ernährungssystems“, so die Expertin für Ernährung und Landwirtschaft.
Ergebnisbroschüre gibt Politik, Wissenschaft und interessierten Akteuren Kriterien an die Hand
Der Bürger*innen-Dialog verdeutlicht, dass viele informierte Bürger*innen bereit sind, weitreichende politische Maßnahmen zur Förderung einer pflanzenbetonten Ernährung mitzutragen. Die heute in Form einer Broschüre veröffentlichten Empfehlungen bieten dabei eine wichtige Orientierung. Die Teilnehmenden sehen nun die Entscheidungsträger*innen des Ernährungssystems in der Verantwortung, ihre Forderungen in zukünftige Strategien für eine nachhaltige Ernährung einzubeziehen und diese umzusetzen.
Weiterführende Informationen:
» Download Broschüre: Pflanzenbetonte Ernährung fördern. Empfehlungen eines Bürger*innen-Dialogs (PDF, 4 MB)
Ansprechperson:
Lea Kliem
Telefon: +49–30–884 594-34
Fax: +49–30–882 54 39
lea.kliem@ioew.de