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Wie das Ökosystem der mongolischen Steppe erhalten werden kann

Bildquelle: Lukas Drees (ISOE)

Die Steppen der Mongolei sind einzigartig. Sie gehören weltweit zu den letzten Grasland-Ökosystemen, in denen sich Wildtiere tatsächlich frei bewegen können. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen bedrohen dieses Ökosystem. Die Folgen dieser Entwicklung sind Wasserknappheit und Bodendegradation. Ein Schlüsselfaktor für den Erhalt der Steppenlandschaft ist die nomadische Lebensweise.

Während mobile Weidesysteme in den vergangenen Jahrzehnten weltweit stark zurückgegangen sind, befindet sich in der Mongolei eines der letzten intakten Steppenökosysteme mit traditioneller Landnutzung und bedeutender Biodiversität. Seit den 1990er-Jahren wächst allerdings die Bedeutung der Rohstoffindustrie, des Bergbaus und der Ölförderung für die mongolische Wirtschaft. Gleichzeitig drängt die zunehmende Urbanisierung die ehemals wichtigste pastorale Landwirtschaft, also die Landnutzung mit mobiler Weidewirtschaftaus, aus den Steppengebieten immer stärker in die Nähe von Siedlungen und Städten.

Ziel des deutsch-mongolischen Forschungsprojekts MORE STEP ist es, möglichst frühzeitig zu erkennen, welche Entwicklungen dazu führen können, dass das Steppenökosystem zerstört wird. Dies ist wichtig, damit irreversible Prozesse wie Bodendegradation oder Verlust der Migrationsfähigkeit der Wildtiere (z.B. Gazellen) durch eingezäunte Infrastrukturmaßnahmen, aber auch gesellschaftliche Prozesse wie Verlust der nomadischen Lebensweise künftig verhindert werden können. Diese sozial-ökologische Fragestellung ist Gegenstand des interdisziplinären Forschungsprojekts MORE STEP.

Mobilität von Nomaden ist Schlüssel für den Erhalt der Steppe

Die Mobilität der Viehhirten und ihrer Tiere ist ein entscheidender Schlüssel zum Erhalt der Steppe – und damit zentral für das Landnutzungsmanagement. Es gilt, Bedingungen zu schaffen, die die Mobilität der Viehhirten ermöglicht beziehungsweise wieder erhöht. Hier drängt die Zeit, denn inzwischen wächst eine neue Generation heran, die im städtischen Umfeld aufwächst und mit der tradierten nomadischen Lebensweise nicht mehr vertraut ist. Damit geht nicht nur die ehemals enge Verbindung zwischen Mensch und Natur verloren, sondern es droht auch der Verlust von Wissen im Umgang mit Weidetieren, Pflanzen und Boden und damit von Biodiversität.

Um die tiefgreifenden gesellschaftlichen Transformationen im Land besser zu verstehen, arbeitet das Forschungsteam eng mit relevanten Partnern vor Ort zusammen und untersucht, welchen Einfluss so unterschiedliche Gruppen wie Nomaden, Bergbau- oder Ölunternehmen, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen auf die Entwicklungsprozesse haben. Diese Fragen werden unter der Leitung des ISOE auf Stakeholder-Workshops gemeinsam mit den genannten Akteuren erörtert. Ergänzende Experteninterviews sowie qualitative Interviews mit Vertretern relevanter gesellschaftlicher Gruppen dienen außerdem dazu, die Wahrnehmung und Bewertung der vorherrschenden gesellschaftlichen Transformationsprozesse in der Mongolei zu erfassen.

Der Policy Brief „Keep on moving. How to facilitate nomadic pastoralism in Mongolia in the light of current societal transformation processes“ beschreibt, welche Unterstützung vonseiten der Administration und Regierung notwendig ist, damit die nomadische Lebensweise fortbestehen kann, und wie ein Mehrebenen-Governance-Ansatz die Attraktivität des nomadischen Pastoralismus erhöhen kann.

Der Weltnaturschutztag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Erhaltung allen Lebens auf der Erde". Angesprochen sind wildlebende Tier- und Pflanzenarten als Schlüsselkomponenten der weltweiten Artenvielfalt. Mehr unter: www.wildlifeday.org