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Verbesserung von Lebensqualität durch interkommunale Kooperation

Der demografische Wandel stellt Kommunen in ländlichen Räumen vor große Herausforderungen. Das Forschungsteam des Projekts „LebensWert“ hat ein Konzept erarbeitet, das Kleinstädte und ihre Umlandgemeinden dabei unterstützen soll, die Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten.

Wochenmarkt in Eschwege (Foto: Thorsten Eschstruth)

Der demografische Wandel stellt Kommunen in ländlichen Räumen vor große Herausforderungen. Das Forschungsteam des Projekts „LebensWert“ hat ein Konzept erarbeitet, das Kleinstädte und ihre Umlandgemeinden dabei unterstützen soll, die Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten. Die ISOE-Wissenschaftlerinnen Jutta Deffner und Melina Stein stellen in einer aktuellen Publikation Kooperationsmöglichkeiten im Bereich der Nahmobilität und nahräumlicher Versorgung vor und bewerten diese.

Ländliche Kommunen stehen im Zuge des demografischen Wandels vor besonderen Herausforderungen. Zu den Folgen sinkender Bevölkerungszahlen gehören beispielsweise Unterauslastungen der kommunalen Infrastrukturen, ein nicht bedarfsgerechtes Wohnraumangebot und eine rückläufige Nahversorgung. Bislang fehlen interkommunale Organisations- und Kooperationsinstrumente, mit denen die unterschiedlichen Entwicklungen zusammengeführt und notwendige Veränderungsbedarfe aufgezeigt werden können. Aufgabe des Forschungsprojektes „LebensWert“ war es, diese Problematik am Beispiel des nordhessischen Werra-Meißner-Kreises für die Handlungsfelder Wohnen, Wasser und Nahraum zu untersuchen und Möglichkeiten für neue Kooperations- und Organisationsformen zu entwickeln, die diese Herausforderungen aufgreifen. Zentrale Fragestellungen im Projekt waren daher: Wie kann die Lebensqualität angesichts der Auswirkungen des demografischen Wandels erhalten werden und wie können Kommunen Infrastrukturen und Angebote der Daseinsvorsorge sichern?

Handlungsfeld „Nahraum“

Das nahräumliche Umfeld ist zentral für die Lebensqualität im Alltag der Bürger*innen. Hier findet für viele die Versorgung mit grundlegenden Gütern und Leistungen statt, hier bietet sich Raum für soziale Kontakte und Begegnungen und auch für Naherholung. Doch viele Bereiche in diesem nahräumlichen Lebensumfeld sind nicht als Handlungsfeld in der kommunalen Daseinsvorsorge verankert – oftmals handelt es sich um Aufgabenbereiche, die Kommunen nicht allein gestalten und beeinflussen können, wie Einkaufsmöglichkeiten, soziale Treffpunkte oder Gaststätten. Hier sind neben Nachbarkommunen auch Unternehmen, Vereine und die Zivilgesellschaft involviert. Zusammen mit diesen Akteuren müssen die Kommunen neue Kooperationsformen entwickeln, um Möglichkeiten zu schaffen, die Daseinsvorsorge im Nahraum angesichts demografischer Veränderungen aufrechtzuerhalten.

Kooperationen zwischen Kommunen am Beispiel Radverkehr

Im Rahmen des Projektes LebensWert wurden in Stakeholder-Dialogen Ideen zur Bewältigung der Herausforderungen erkundet und wie in verschiedenen Bereichen neue Formen von Kooperationen in Gang gebracht werden können. Dabei wurde deutlich, dass neue Kooperationsformen nur dann entstehen können, wenn eine geteilte Problemwahrnehmung besteht. So spielt etwa das Fahrrad in ländlichen Bereichen als Alltagsverkehrsmittel häufig eine geringe Rolle. Daher wird eine qualitätsvolle Fuß- und Radverkehrsplanung als Nische und Luxusproblem wahrgenommen. Hier sind deshalb Akteure, die den Radverkehr als wichtigen Baustein einer zukunftsfähigen Mobilität sehen, als Initiatoren wichtig. Sie müssen in der Lage sein, Bündnispartner zu suchen.

Positives Signal für strukturschwache Städte und Gemeinden

Aus den Erfahrungen im Projekt wurde deutlich, dass die Aufgabe der kommunalen Akteure zunächst darin liegt, ein Thema mit Handlungsbedarf zu setzen und dann die Verwaltung zu beauftragen, solche interkommunalen Prozesse zu initiieren. Dabei ist die Zusammenarbeit und die Erarbeitung eines Leitbildes durch die politischen Akteure über die Gemeindegrenzen und gegebenenfalls auf der Landkreisebene wichtig. Hier genügt es oft schon, wenn zwei bis drei Nachbargemeinden zusammenarbeiten, die in anderen Bereichen bereits kooperieren, etwa Schulen, Ladengeschäfte oder Unternehmen. Zudem kann es für die Bewohner*innen in ländlichen, eher strukturschwachen Gemeinden ein sehr positives Signal sein, wenn die kommunalen Akteure den Nahraum als wichtigen Bestandteil des Alltags aufwerten.


Das Forschungsprojekt LebensWert

Das Forschungsprojekt „LebensWert – Entwicklungsmanagement zum Erhalt der Lebensqualität in Kleinstädten im demografischen Wandel“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ gefördert. Mehr zum Projekt

Studie: Jutta Deffner und Melina Stein (2020): "Daseinsvorsorge trifft Alltag. Wie Kommunen, Zivilgesellschaft und intermediäre Akteure durch Kooperation und Co-Produktion die Lebensqualität vor Ort verbessern können." In: Jan Abt, Lutke Blecken, Stephanie Bock, Julia Diringer und Katrin Fahrenkrug (Hg.): Kommunen innovativ – Lösungen für Städte und Regionen im demografischen Wandel. Ergebnisse der BMBF-Fördermaßnahme. Berlin, 14-19

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin

Dr. Jutta Deffner
Tel. +49 69 707 6919-38
deffner(at)isoe.de
www.isoe.de

Pressekontakt

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
neugart(at)isoe.de 
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