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Umwelt- und Sozialpolitik: Großes Potenzial für gemeinsame Zukunftsstrategien und Kooperationen von Akteuren

Wie verhalten sich Umweltpolitik und Sozialpolitik zueinander? Überwiegen Widersprüche und Zielkonflikte? Oder lassen sich auch gemeinsame Positionen und Ziele identifizieren? Dieser Frage geht das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gemeinsam mit Partnern in dem Projekt „Neue Allianzen für Nachhaltigkeitspolitik“ im Auftrag des Umweltbundesamtes nach. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten sozial- und umweltpolitische Programme sowie bisherige Kooperationen umwelt- und sozialpolitischer Akteure und leiten aus den Ergebnissen ein großes Potenzial für gemeinsame Zukunftsstrategien und Kooperationen der Akteure ab. Insbesondere die Themenfelder Mobilität, nachhaltiger Konsum und Wohnen erscheinen vielversprechend, so der Bericht „Identifizierung neuer gesellschaftspolitischer Bündnispartner und Kooperationsstrategien für Umweltpolitik: Hypothesen zum Verhältnis von Umwelt- und Sozialpolitik – eine erste Bestandsaufnahme“, der jetzt beim Umweltbundesamt erschienen ist.

Soziale Wirkungen von Umweltpolitik noch wenig erfasst

Das Projekt führt das IÖW gemeinsam mit dem Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität Berlin, Sociodimensions und kommunikation@arbeit durch. In einem ersten Schritt formulierten die Partner zunächst Hypothesen über den Zusammenhang von Umwelt- und Sozialpolitik, mithilfe derer ausgewählte Umweltprogramme einerseits und Agenden und Programme ausgewählter sozialpolitischer Akteuren andererseits analysiert und querausgewertet werden konnten. Erkennbar wird, dass sozioökonomische Wirkungen von Umweltpolitik bzw. unterlassener Umweltpolitik bereits wichtiger Bestandteil umweltpolitischer Agenden sind. Schwer quantifizierbare soziale Wirkungen von Umweltpolitik werden jedoch (noch) nicht in vergleichbarer Weise erfasst und diskutiert. Auch auf Seiten der sozialpolitischen Akteure wird erkennbar, dass Umweltbelange etwa in Form von Umweltmanagementsystemen zunehmend in den Alltag der Einrichtungen und in ihre Kernaktivitäten wie etwa Bildungsmodule integriert werden.

(Wie) kooperieren umwelt- und sozialpolitische Akteure miteinander?

In einem zweiten Schritt wurde untersucht, in welchem Rahmen Kooperationen zwischen umweltpolitischen Akteuren und Gewerkschaften, Sozial- und Wohlfahrtsverbänden bereits stattfinden oder stattgefunden haben, welche Themenfelder dabei berührt und welche Formate genutzt werden. Die Analyse zeigt, dass die meisten Akteure Kooperationserfahrung besitzen. Besonders häufig handelt es sich dabei um diskursive Kooperationen in institutionalisierten Bündnissen, die dazu dienen, gemeinsame Interessen und/oder Forderungen gegenüber dem Gesetzgeber zu vertreten. In jüngster Zeit bilden sich neue, meist diskursive Allianzen heraus und entfalten Öffentlichkeitswirkung, wie etwa die Aktion #FairWandel der IG Metall. Allerdings ist festzustellen, dass bereits in der Vergangenheit mehrfach solche Kooperationen angebahnt wurden, die aber nur von begrenzter Dauer waren. Langfristig angelegte Kooperationen machen neue Ansätze erforderlich, die in konkreten handlungsfeldorientierten Bündnissen auf den unterschiedlichen Ebenen entwickelt werden sollten, empfehlen die Studienautoren.

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Download Studie:

Ulrich Petschow, Pauline Riousset, Helen Sharp, Klaus Jacob, Anna-Lena Guske, Michael Schipperges, Hans-Jürgen Arlt (2019): Identifizierung neuer gesellschaftspolitischer Bündnispartner und Kooperationsstrategien für Umweltpolitik: Hypothesen zum Verhältnis von Umwelt- und Sozialpolitik – eine erste Bestandsaufnahme, UBA-Texte 143/2019, 79 Seiten (PDF, 1,8 MB)