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Naturverträgliche Ernährung: Politikpapier gibt Empfehlungen für globalen Biodiversitätsschutz

29.08.2024 | Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

Im Oktober 2024 kommt auf der Convention on Biodiversity (COP 16) in Kolumbien die internationale Staatengemeinschaft zusammen, um sich auf weitere Maßnahmen zum Schutz der weltweiten Biodiversität zu verständigen. Um den Biodiversitätsverlust aufzuhalten, ist eine gesunde und pflanzenbasierte Ernährung zentral. Maßnahmen für ein biodiversitätsfreundliches Lebensmittelsystem empfiehlt das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gemeinsam mit Autor*innen anderer Nachhaltigkeitsorganisationen in einem aktuellen Policy Brief. In dem Papier fordern sie etwa politische Rahmenwerke zu schaffen, nachhaltige Ernährung zu fördern und Lebensmittelverschwendung anzugehen. Es erscheint im vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten Projekt „Konsum naturverträglich gestalten“, in dem das IÖW mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) Handlungsempfehlungen für den Schutz von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen weltweit erarbeitet.

Rahmenbedingungen schaffen, pflanzenbasierte Ernährung fördern, Lebensmittelverschwendung bekämpfen

Im Policy Brief geben Expert*innen Empfehlungen für die Umsetzung der globalen Vereinbarung zum Schutz der Natur, die auf der COP 15 getroffen wurden. Die Autor*innen fordern Regierungen weltweit dazu auf, durch Gesetzgebungen und Regulierung Rahmenwerke zu schaffen, die naturverträgliche Praktiken im gesamten Lebensmittelsystem von der Produktion bis zum Konsum fördern. Politische Maßnahmen sollten dem Papier zufolge eine Umstellung auf nachhaltige und pflanzliche Ernährungsweisen fördern – dazu zählt etwa, in öffentlichen Kantinen mehr pflanzenbasierte Speisen anzubieten und preisliche Anreize zu schaffen, damit nachhaltige Konsumentscheidungen zur Standardoption werden. Maßnahmen wie die Schulung von Küchenpersonal kann die Lebensmittelverschwendung in Wertschöpfungsketten bekämpfen und sind dem Politikpapier zufolge ebenfalls dringend erforderlich. Die Autor*innen rufen die Regierungen außerdem auf, die Zusammenhänge von Konsum und Biodiversität etwa durch Eco-Labels besser sichtbar zu machen.

Schätzungen zufolge könnte eine weltweite Umstellung auf pflanzliche Ernährung die Landnutzung für die Nahrungsmittelproduktion um drei Viertel reduzieren. Auch das, was wir nicht essen, hat Einfluss auf die Klimabilanz des Ernährungssystems: fast ein Drittel der weltweiten Lebensmittel werden weggeworfen – damit werden auch Ressourcen wie Land und Süßwasser verschwendet. „Der notwendige Wandel hin zu einem sozial gerechten und umweltverträglichen Ernährungssystem kommt nicht nur der Natur, sondern auch der menschlichen Gesundheit zugute“ betont Dr. Julia Fülling vom IÖW. Kira Lutz, die ebenfalls an den politischen Handlungsempfehlungen mitgewirkt hat, ergänzt: „Damit das jeder und jedem einzelnen von uns gelingen kann, muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen.“

Lebensmittelkonsum: eine der größten Ursachen für Biodiversitätsverlust

Übermäßiger Konsum und der steigende Verzehr von Fleisch und anderen tierischen Proteinen beschleunigen die globale Naturzerstörung und gefährden die Grundlagen der menschlichen Gesundheit und des Wohlbefindens. Die Agrar- und Ernährungssysteme tragen durch nicht nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zum weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt bei: Lebensmittelsysteme verursachen 80 Prozent der Entwaldung, 70 Prozent des Verlusts der biologischen Vielfalt an Land und 50 Prozent im Süßwasser. Außerdem sind sie für rund ein Drittel aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit ist der Lebensmittelkonsum in vielen Ländern und Regionen die größte Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt.

Um den weltweiten Verlust der Biodiversität zu stoppen, hat die internationale Staatengemeinschaft 2022 auf der Weltnaturkonferenz eine globale Vereinbarung zum Schutz der Natur getroffen. Im Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF) einigten sich die nationalen Regierungen unter anderem darauf, den globalen Konsum-Fußabdruck zu reduzieren und nachhaltige Lebensmittelsysteme zu fördern. Ziel 16 des GBF ist es, den globalen Fußabdruck des Landwirtschafts- und Ernährungssystems zu verringern. So soll eine nachhaltige Ernährungsweise gefördert und Lebensmittelverschwendung reduziert werden. 

Hintergrund

Der Policy Brief fasst Ergebnisse der Arbeitsgruppe Biodiversität und Konsum des UNEP One Planet Network's Consumer Information Programme mit Beiträgen aus dem Food Systems Programme des Netzwerks zusammen. Neben der Federführung durch das BfN haben Organisationen wie das ifeu, WWF, das Hot or Cool Institute oder FSC International am Politikpapier mitgewirkt. Es dient als Begleitmaterial für die Convention on Biodiversity (COP 16) im Oktober 2024 in Kolumbien und die Implementierung des Ziels 16 des Global Biodiversity Frameworks, das im Jahr 2022 auf der COP 15 verabschiedet wurde.



Ansprechperson

Dr. Julia Fülling
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julia.fuelling@ioew.de