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Forschung für eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung in Europa

Grundwasser ist die wichtigste Trinkwasserressource weltweit und zugleich einzigartiger Lebensraum für verschiedene tierische Organismen. Doch der Schutz dieser wertvollen Quelle wird – lokal und global – vernachlässigt. Das gilt auch in den Hotspot-Regionen Europas, in denen Grundwasser verschmutzt und mehr Wasser entnommen wird, als sich nachbilden kann.

Crestasee, Schweiz (© Raphael Wild / iStockphoto.com)

Grundwasser ist die wichtigste Trinkwasserressource weltweit und zugleich einzigartiger Lebensraum für verschiedene tierische Organismen. Doch der Schutz dieser wertvollen Quelle wird – lokal und global – vernachlässigt. Das gilt auch in den Hotspot-Regionen Europas, in denen Grundwasser verschmutzt und mehr Wasser entnommen wird, als sich nachbilden kann. Der Druck auf die Grundwasserleiter entsteht nicht nur durch die Entnahme vor Ort. Zur Übernutzung tragen auch überregionale Wirkungen bei. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Nachwuchsgruppe „regulate“ unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung untersucht diese Fernwirkungen, um Lösungen für eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung in Europa aufzuzeigen.

Extreme Hitze und wenig Niederschlag: Die Sommer 2018 und 2019 hatten nicht nur in Südeuropa Dürren zur Folge. Auch im nördlicheren Europa haben die „Jahrhundertsommer“ zu großer Trockenheit geführt. Und erneut zeigt sich das erste Halbjahr 2020 als zu trocken, sodass sich in vielen Regionen die Grundwasserstände noch nicht wieder erholt haben. „Neben der Quantität der europäischen Grundwasserbestände ist die Qualität zunehmend ein Problem. Daraus erwachsen Konflikte um die Ressource, zum Beispiel zwischen Landwirtschaft, Trinkwassergewinnung und Naturschutz“, berichtet ISOE-Wasserexpertin Fanny Frick-Trzebitzky. Etwa ein Viertel aller europäischen Grundwasserkörper befindet sich chemisch in einem schlechten Zustand, Nitrat spielt dabei eine entscheidende Rolle. „Es ist offensichtlich, dass die bisherigen Vorgaben der Europäischen Grundwasserrichtlinie nicht ausreichen, um die nachhaltige Nutzung der wertvollen Ressource zu garantieren.“

Unter der Leitung von Fanny Frick-Trzebitzky und Robert Lütkemeier vom ISOE will die wissenschaftliche Nachwuchsgruppe „regulate“ dazu beitragen, dass die komplexen Zusammenhänge besser verstanden werden, die zur negativen Entwicklung der europäischen Grundwassersysteme führen. „Wir wissen, dass bestimmte Nutzungs- und Wirtschaftsformen ebenso wie Bevölkerungsdynamiken und die Folgen des Klimawandels auf die Qualität und auf die Verfügbarkeit von Grundwasser wirken,“ sagt Robert Lütkemeier, „aber die genauen Zusammenhänge, vor allem zwischen lokalen Wasserentnahmen und regionalen Wirkungen, die sogenannten Telekopplungen, sind noch wenig erforscht“. Die Forschungsgruppe mit vier Doktorand*innen ist eine Kooperation zwischen dem ISOE, der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Koblenz-Landau.

Unsichtbare Ressource Grundwasser: Empfehlungen für die europäische Wasserpolitik

Im September 2020 hat die Nachwuchsgruppe die Arbeit aufgenommen, um die vielfältigen Telekopplungen rund um das Grundwasser aus hydrologischer, geografischer, ethnologischer und ökologischer Perspektive zu untersuchen. Das interdisziplinäre Team nimmt insbesondere sozioökonomische und politische Prozesse in Europa in den Blick und konzentriert sich vor allem auf die Problemlagen Dürren und Nitratbelastung und die daraus entstehenden Konflikte. „Die Hintergründe der gegenwärtigen Nutzung von Grundwasser zu erforschen heißt auch, die Schwächen der aktuellen europäischen Wasserpolitik zu analysieren und Anpassungsmöglichkeiten aufzuzeigen“, sagt Lütkemeier. „Rückschlüsse für ein nachhaltiges Management lassen sich daraus sowohl für Wasserbehörden, als auch für Nutzergruppen wie die Landwirtschaft, die Trinkwasserversorgung und die Industrie ableiten.“

Im Ergebnis zielt „regulate“ auf anwendungsorientierte Empfehlungen für eine nachhaltige Nutzung der unsichtbaren Ressource. „Wir beziehen dafür auch Stakeholder aus Politik, Wasserwirtschaft, Industrie und Landwirtschaft in den Forschungsprozess mit ein,“ erklärt Frick-Trzebitzky. „Die praxisnahen Ergebnisse dürften dann auch anderen Regionen der Welt als Blaupause für eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung dienen.“


Das Forschungsprojekt regulate

Die Nachwuchsgruppe „regulate – Regulation von Grundwasser in telegekoppelten sozial-ökologischen Systemen“ unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Koblenz-Landau wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ gefördert. „regulate“ ist darin Teil der Fördermaßnahme „SÖF – Sozial-ökologische Forschung“ im Förderbereich „Nachwuchsgruppen in der Sozial-ökologischen Forschung“.

Mehr Informationen finden Sie unter www.regulate-project.eu

Wissenschaftlicher Ansprechpartner*in
Dr. Fanny Frick-Trzebitzky
Tel. +49 69 707 6919-55
frick(at)isoe.de

Dr. Robert Lütkemeier
Tel. +49 69 707 6919-58
luetkemeier(at)isoe.de

www.isoe.de

Pressekontakt
Melanie Neugart
ISOE – Institute for Social-Ecological Research
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 707 6919-51
neugart(at)isoe.de

www.isoe.de